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Stufe 4: Durchführen weiterer Dosisreduktionen

Vor der ersten Dosisreduktion kann man im Normalfall nicht wissen, wie der Einzelne reagiert. Ausnahme sind hier Patienten, welche bereits Erfahrungen durch vorherige Absetzversuche oder durch versehentliches Vergessen der Einnahme gemacht haben – diese Erfahrungen sollten dann natürlich von Anfang an bei der Planung mit einbezogen werden. Die Größe des nächsten Absetzschritts wird immer anhand der Schwere und des Verlaufs der Entzugserscheinungen der letzten Reduktion ermittelt. Wenn die weiteren Reduktionsschritte derartig angepasst werden, ist es den meisten Patienten möglich ohne oder mit nur geringen Absetzsysmptomen auszuschleichen. Falls nach einer Verringerung der Schrittgröße immer noch mittelschwere oder schwere Entzugserscheinungen auftreten, muss die nächste Reduktion noch kleiner gewählt werden, bis eine Schrittgröße gefunden ist, die Sie wiederholen können und bei der Sie gar keine oder zumindest tolerable Absetzbeschwerden haben.
Die Dosis wird alle 3 bis 5 Wochen reduziert, also ca. 1x monatlich. Diese Zeit ist ausreichend, um die Stärke der Absetzsymptome einen Höhepunkt erreichen zu lassen, bevor sie wieder abklingen. Ihr Körper kann sich damit auch vollständig von dieser Dosireduktion erholen, bevor Sie den nächsten Schritt unternehmen. Auch wenn Sie keine Entzugserscheinungen haben, sollten Sie sich trotzdem die Absetzgeschwindigkeit nicht erhöhen, damit Ihr Nervensystem genügend Zeit hat, sich komplett an die niedrigere Dosis zu gewöhnen. Wenn Sie das Tempo erhöhen, besteht das Risiko, dass durch das das Fehlen dieser benötigten Zeit der Gewöhnung irgendwann doch schwerere Entzugserscheinungen auftreten. In der gesamten Zeit des Absetzen sollten sich also regelmäßig Dosisreduktionen und eine Phase des Beobachtens der Symptome und der Anpassung/Erholung abwechseln. Diese Routine behalten Sie bitte bei, bis Sie den letzten Schritt vollziehen und die Einnahme des Medikaments ganz beenden.
Während das Muster der Entzugserscheinungen (Beginn, Höhepunkt, Besserung) sich wahrscheinlich bei den meisten Schritten ähneln wird, kann es sein, dass sich dies gegen Ende des Absetzens ändert. Deshalb ist es eventuell notwendig, die Größe der Reduktionsschritte (nochmals) zu verringern, um die sich verstärkenden Symptome aufzufangen.
Im Buch von Dr. Glenmullen werden anhand von 6 Patientengeschichten, deren Absetzverlauf sich ganz unterschiedlich entwickelte, die große Bandbreite der möglichen Reaktionen auf das Absetzen eines modernen Antidepressivums veranschaulicht:

  • Claudia und Richard hatten wenige bis keine Symptome und konnten den Empfehlungen für das Absetzen von 20 mg Paroxetin folgen, also von 20 auf 10 und dann auf 0 mg reduzieren.
  • Sarah und Gary hatten mittelschwere Entzugserscheinungen und mussten die Reduktionsschritte auf 5 und 2,5 mg verkleinern.
  • Daria hatte schwere Probleme und musste ganz mühsam über längere Zeit mit 2,5 mg Schritten absetzen.
  • Brent hatte die größten Probleme. Seine Körper reagierte so heftig, als er von 20 mg auf 10 mg reduzierte, dass er gezwungen war, wieder auf 20 mg hochzudosieren. Als er versuchte, von 20 mg auf 15 mg zu reduzieren, ist das Gleiche passiert. Danach setze er in 2,5 mg-Schritten ca. alle 3 Wochen ab.

Claudia und Richard haben es geschafft, Ihr Medikament innerhalb von 6 Wochen abzusetzen. Brent brauchte für das Absetzen der gleichen Dosis länger als ein halbes Jahr.

Ein wesentlicher Punkt dieser Absetzmethode ist die Flexibilität. Jeder reagiert anders und deshalb muss das Absetzen in Geschwindigkeit und Schrittgröße den individuellen Reaktionen des Patienten angepasst werden. Die meisten Menschen werden mit dieser Methode wenige oder keine Absetzsymptome haben. In ein paar Fällen wird es jedoch notwendig sein, wie z.B. Brent die Dosis wieder zu erhöhen, um danach langsamer vorzugehen, und so die Absetzsymptome so weit wie möglich zu minimieren. Ihr Arzt ist hier natürlich weitaus mehr gefordert, als dies bisher die Regel ist.